Das Zirkuszelt-Modell

Das Zirkuszelt-Modell steht für das menschliche Gehirn. Es ist der Versuch, die komplexen Prozesse innerhalb des menschlichen Gehirns begreifbar dazustellen.

In diesem Blog-Beitrag werde ich das von mir in Zusammenarbeit mit meinen Kunden entwickelte Zirkuszelt-Modell ansatzweise so beschreiben, dass Sie hier erschiene Blog-Beiträge, in denen des Zirkuszelt-Modell erwähnt wird, besser verstehen können.

Die auführliche Beschreibung finden Sie in meinem Buch „Der Urmensch im Zirkuszelt“.

Im Zirkuszelt-Modell ist das menschliche Gehirn keine Ansammlung von Neuronen und Gliazellen, sondern ein uraltes riesengroßes Zirkuszelt. Betrachen wir mein „Gehirn“, also mein Zirkuszelt, zunächst von außen. Es ist riesengroß. Viele Maste halten es aufrecht. Es steht auf einer satt grünen Wiese und ist rot-weiß gestreift.

Irgendwie schaffen wir es, Sie und ich, hineinzukommen. Es ist dunkel. Wir riechen alle Gerüche des Lebens gleichzeitig. Geburt, Tod, Zitrone, Meer, Erde, Popcorn… alles auf einmal. Der Geruch, die hohe Temperatur, weit mehr als 30 Grad Celsius, und die Dunkelheit erschlagen uns fast. 

Mit der Zeit gewöhnen wir uns an die Umgebungsbedingungen. Wir stellen fest, es ist gar nicht vollständig dunkel. Es gibt einen ständig schnell kreisenden Scheinwerfer. Das Licht seines Kegels macht, egal wo, auf den Rängen oder in der Manage einen etwa einen Quadratmeter großen Lichtkreis. Dieser Lichtkreis bewegt sich schnell, sehr schnell. Er hinterlässt eine fluoreszendierende Leuchtspur, in etwa wie der Kondensstreifen eines Düsenjets. Nur eben nicht gerade in einer Linie, sondern exakt dem Weg des Scheinwerfers entsprechend.

Dieser Lichtkegel steht für unser Bewusstsein. Was von dem Scheinwerfer angestrahlt wird, ist uns bewusst. Alles andere ist ebenfalls vorhanden. Es ist uns allerdings unbewusst. Bis wir daran denken. Dann steht es im Licht des Scheinwerfers, im Fokus. Deshalb auch der Satz von Daniel Kahneman „Es zählt nur das, was im Fokus steht.“. Die Leuchtspur steht für unser Kurzzeitgedächtnis. Die Ränge für die Erinnerung und die Zuschauer auf den Rängen für unsere Gedanken.

Doch wer steuert diesen Scheinwerfer? 

Wir schaffen es irgendwie in die Zirkuskuppel. Wir befinden uns nun ganz hoch über der Manege. Hier ist der Scheinwerfer unterhalb einer transparenten Plattform angebracht. Auf dieser Plattform steht ein Urmensch. Es ist der Urmensch, den alle meine Seminarteilnehmer und Coachees als „Urmensch im Rucksack“ kennen. Dieser Urmensch steht für unser Unbewusstes. Denn unser Unbewusstes verhält sich noch heute in etwa so, wie sich ein vor etwa 500.000 Jahren lebender Urmensch verhalten hat. Seine Hauptaufgabe ist es, das Überleben, auch über Generationen hinweg, zu sichern und seinen Träger zu schützen. Der Urmensch steuert den Scheinwerfer mittels eines alten Steuerknüppels wie man ihn aus historischen Flugzeugen, z.B. alten Doppeldeckern, kennt.

Dieser Urmensch steuert also im Zirkuszelt-Modell unser Bewusstsein. Aber nicht immer. Denn er hat im Laufe der Evolution einen Aspekt entwickelt, der sein Überleben unter bestimmten komplexen Voraussetzungen sicherstellt. Dieser Aspekt ist der Intellekt. Das bewusste Nachdenken. Der Intellekt ist im Zirkuszelt-Modell ein kleiner Professor, wie man ihn aus alten Filmen kennt. Er steht in der Manege, ist nicht allzu groß, hat eine Halbglatze, trägt eine runde Nickelbrille und eine graue Kitteljacke. In der Tasche seiner Kitteljacke hat er eine Fernbedienung. Diese Fernbedienung besitzt nur einen Joystick. Mittels dieser Fernbedienung ist der Professor in der Lage einen Stellmotor anzusteuern, der zwischen dem hölzernen Steuerknüppel und dem Scheinwerfer angebracht ist. Der Professor ist dann im Einsatz, wenn wir bewusst nachdenken. Das fällt uns allerdings nicht leicht, denn der Stellmotor benötigt Energie, um den Scheinwerfer zu bewegen. Recht viel Energie sogar. Und diese Energie will der Urmensch unter den meisten Voraussetzungen nicht investieren. 

Bewegt sich der Scheinwerfer schnell, steuert der Urmensch ihn. Bewegt er sich langsam, wird er vom Intellekt gesteuert. Deshalb auch der Titel von Daniel Kahnemans Buch „Schnelles Denken – langsames Denken“ .

Natürlich befinden sich in der Manege weitere Akteure und Requisiten. Ich erwähne hier nur die, die auch in den Block-Beiträgen eine Rolle spielen.

Eins der Requisiten ist die „Pflanze des Vertrauens“. Es ist eine Pflanze, weil Vertrauen und Pflanzen über eine gemeinsam Eigenschaft verfügen. Beide wachen langsam, lassen sich aber ruckzuck zerstören.

Zwei weitere Akteure sind die Motivation und die Frustration. Beide stehen wie Wetterhäuschenfiguren auf einem Doppel-T-Träger, der mittig gelagert ist. Das Lager dieser Konstruktion ist im Boden der Manege vor dem Vorhang eingelassen. Sind also Motivation und Frustration in der Manege, sind beide im Konflikt. Ist die Motivation in der Manege, ist die Frustration zwangsläufig auf der Hinterbühne und hat keinen Einfluss auf das Geschehen im Zirkuszelt. Umgekehrt ist es ebenso. Wenn die Motivation sich also in der Manege befindet, empfehle ich, „nähren Sie die Motivation!“.  Die Nahrung der Motivation sind Strokes, oder wie man früher gesagt hat: Streicheleinheiten. 

Diese sind natürlich nicht wahllos zu verbreiten sondern entsprechend der Erwartungen der Mitarbeiter. 

 

Dieser Blog-Beitrag wird bedarfsgerecht ergänzt.